Rückgang der Insolvenzen verlangsamt sich
Der Rückgang der Insolvenzen setzte sich im 1. Halbjahr 2018 fort. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nahm um 3,3 Prozent auf 9.900 Fälle ab (1. Halbjahr 2017: 10.240). Bei den privaten Verbrauchern waren 34.300 Insolvenzen zu verzeichnen (1. Halbjahr 2017: 36.080). Das war ein Rückgang um 4,9 Prozent. Die Gesamtzahl aller registrierten Insolvenzfälle, zu denen u. a. auch Insolvenzen ehemals Selbstständiger zählen, verringerte sich in den ersten sechs Monaten um 3,8 Prozent auf 56.100 Fälle (1. Halbjahr 2017: 58.310). Im Vorjahr betrug der prozentuale Rückgang noch 6,0 Prozent.
Die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begünstigten das weiter rückläufige Insolvenzgeschehen. Deutschland verzeichnete 2017 das achte Jahr in Folge ein Wirtschaftswachstum. Auch die Finanzierungsbedingungen blieben günstig und ermöglichten es Unternehmen wie Privatpersonen, ihre Verschuldung erträglich zu gestalten. Positiv entwickelten sich der Arbeitsmarkt und die Einkommenssituation.
Insolvenzschäden nehmen aber zu
Die Schäden für die Insolvenzgläubiger waren allerdings höher als im Vorjahr und summierten sich auf schätzungsweise 15,5 Mrd. Euro (1. Halbjahr 2017: 13,0 Mrd. Euro). Im Durchschnitt sind pro Unternehmensinsolvenz somit rund 1,6 Mio. Euro an Ausfällen zu erwarten. Rund 120.000 Arbeitsplätze sind durch Unternehmensinsolvenzen bedroht bzw. abgebaut worden (1. Halbjahr 2017: 101.000). Ursache dieser Entwicklungen ist eine Zunahme von größeren Schäden und dem Personalabbau auch im Vorfeld der Insolvenzbeantragung bzw. Umfeld der betroffenen Firmen.
Kapitalgesellschaften, die tendenziell größer und wirtschaftsaktiver sind, waren im 1. Halbjahr 2018 stärker von einer Insolvenz betroffen als vor Jahresfrist. Ein Viertel aller Unternehmensinsolvenzen in Deutschland (24,5 Prozent) wies die Rechtsform der GmbH auf, weitere 7,7 Prozent die der Unternehmergesellschaft (UG haftungsbeschränkt). Bei beiden Rechtsformen nahm der Anteil am Insolvenzgeschehen zuletzt spürbar zu. Mit 56,9 Prozent stellen einfache Gewerbetreibende (Einzelunternehmen) aber weiterhin die Mehrheit der Insolvenzfälle.
Insolvenzkandidaten werden älter
Im 1. Halbjahr 2018 zeigte sich ein Anstieg der Insolvenzen im Mittelstand (5,0 bis 25,0 Mio. Euro Umsatz) von plus 10,8 Prozent, während bei Kleinstunternehmen ein Rückgang zu verzeichnen war (minus 10,2 Prozent). Auch bei größeren Firmeninsolvenzen mit mehr als 50 Mio. Euro Umsatz (plus 66,7 Prozent) war ein Zuwachs zu verzeichnen. Weiterhin dominierten aber kleine Unternehmen das Insolvenzgeschehen in Deutschland. Bei der Hälfte der Insolvenzfälle (50,8 Prozent) lag der Jahresumsatz unter 250.000 Euro.
Mehr Insolvenzen gab es in der Altersgruppe der 9- bis 10-jährigen Unternehmen (plus 2,3 Prozent) sowie bei den über 10 Jahre alten Unternehmen (plus 2,0 Prozent). In dieser Entwicklung spiegelt sich das steigende Durchschnittsalter des Unternehmensbestandes in Deutschland wider. Entsprechend stellen Unternehmen mit einem Alter von über 10 Jahren mittlerweile fast die Hälfte aller Insolvenzfälle (46,1 Prozent). Vor zehn Jahren (2009) entfiel auf diese Altersklasse nur etwa ein Drittel (35,4 Prozent).
Kaum Rückgänge im Handel
Deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe (minus 6,6 Prozent), gefolgt vom Baugewerbe (minus 5,2 Prozent). Im Handel verringerten sich die Insolvenzen hingegen nur leicht (minus 0,9 Prozent). Der Anteil des Handelssektors am deutschen Insolvenzgeschehen erhöhte sich folglich auf 21,8 Prozent. Zuletzt war diese Quote vor zehn Jahren so hoch gewesen. Das Gros der Insolvenzen entfiel aber weiterhin auf den Dienstleistungssektor (56,4 Prozent aller Insolvenzen). Zuletzt verringerte sich die Zahl der Dienstleisterinsolvenzen aber um 3,3 Prozent. Die Insolvenzquote (Zahl der Insolvenzen pro 10.000 Bestandsunternehmen) nahm in allen vier Hauptwirtschaftsbereichen ab – am deutlichsten im Baugewerbe. Gesamtwirtschaftlich gehen 61 von 10.000 Unternehmen in die Insolvenz. Vor zehn Jahren waren es noch 103.Zu den größten Insolvenzfällen im bisherigen Jahresverlauf zählten die Krankenhauskette „Paracelsus-Kliniken Deutschland“ mit rund 5.000 Mitarbeitern sowie die Kapitalanlagegesellschaft „P&R Gruppe“, bei der rund 54.000 Anleger ihr Geld verloren haben.
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