Insolvenzen gehen weiter zurück
Die Insolvenzen in Deutschland waren auch im 1. Halbjahr 2019 rückläufig. Die Gesamtzahl aller registrierten Insolvenzfälle verringerte sich um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 54.300 Fälle (1. Halbjahr 2018: 56.050). Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen nahm um 2,6 Prozent ab, so dass in den ersten sechs Monaten 33.400 private Verbraucher Insolvenz anmelden mussten (1. Halbjahr 2018: 34.280). Bei den Unternehmen war noch ein leichter Rückgang um 0,4 Prozent auf 9.900 Fälle zu verzeichnen (1. Halbjahr 2018: 9.940). Die Zahl der sonstigen Insolvenzen verringerte sich um 7,0 Prozent (11.000 Fälle).
Obwohl sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland in den letzten Quartalen abgeschwächt hatte, blieben die konjunkturellen Rahmenbedingungen für die meisten Unternehmen und Verbraucher noch günstig. Das wirkte sich weiter positiv auf die Insolvenzzahlen aus. So stützten privater Konsum und Bautätigkeit die Konjunktur. Verstärkt hatte sich der Gegenwind aber für die Industrie und den Außenhandel.
Die Schäden für die Insolvenzgläubiger beliefen sich im 1. Halbjahr 2019 auf schätzungsweise 14,6 Mrd. Euro (1. Halbjahr 2018: 14,9 Mrd. Euro). Im Durchschnitt sind pro Unternehmensinsolvenz somit knapp 1,5 Mio. Euro an Forderungsausfällen zu erwarten. Auch aufgrund einiger Großinsolvenzen in diesem Jahr – wie beispielsweise die der Fluggesellschaft Germania oder die des Mode-Händlers Gerry Weber – erhöhte sich die Zahl der bedrohten Arbeitsplätze auf rund 120.000 (1. Halbjahr 2018: 108.000).
Mehr Insolvenzen im „kleinen“ Mittelstand
Im 1. Halbjahr 2019 nahmen die Insolvenzen insbesondere von Unternehmen mit Umsätzen zwischen 25 und 50 Mio. Euro zu. Einen Anstieg der Insolvenzfälle gab es zudem im „kleinen“ Mittelstand (bis 5,0 Mio. Euro Umsatz) sowie bei Kleinstunternehmen (< 100.000 Euro Umsatz). Diese Kleinstfirmen haben mit rund 30 Prozent einen großen Anteil am Insolvenzgeschehen in Deutschland. Aber auch der Anteil des „kleinen“ Mittelstandes stieg zuletzt und beträgt mittlerweile ebenfalls fast 30 Prozent.
Weiter gestiegen ist die Zahl der Insolvenzen von älteren Unternehmen, die über 10 Jahre alt sind (plus 1,8 Prozent). Unternehmen dieser Altersklasse machen mittlerweile fast die Hälfte aller Insolvenzfälle in Deutschland aus (47,1 Prozent). 2009 war es nur etwas mehr als ein Drittel (35,4 Prozent). In dieser Entwicklung spiegelt sich das steigende Durchschnittsalter des Unternehmensbestandes aufgrund des seit Jahren geringen Gründungsgeschehens wider. Auch bei sehr jungen Unternehmen (bis zwei Jahre alt) erhöhte sich diesmal die Zahl der Insolvenzen (plus 1,0 Prozent), nachdem es in den Vorjahren zu Rückgängen gekommen war.
Steigende Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe
Im 1. Halbjahr 2019 war ein leichter Anstieg der Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen (plus 1,4 Prozent), nachdem im Vorjahr noch ein deutliches Minus zu Buche stand. Auch im Dienstleistungssektor wurde der Rückgang der Insolvenzzahlen gestoppt (plus 0,9 Prozent). Im Baugewerbe (minus 1,4 Prozent) und im Handel (minus 3,7 Prozent) blieb das Insolvenzgeschehen dagegen weiter rückläufig. Die meisten Insolvenzen in Deutschland gibt es weiterhin im Dienstleistungssektor (57,2 Prozent), gefolgt vom Handel (21,1 Prozent). Zuletzt stieg der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes leicht auf 7,3 Prozent. 14,4 Prozent der Insolvenzen betrafen Firmen aus dem Baugewerbe. Die Insolvenzquote im deutschen Unternehmenssektor blieb mit 61 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen praktisch unverändert gegenüber dem Vorjahr. In den letzten Jahren war die Insolvenzquote bereits stark zurückgegangen und gibt so die Entspannung im Insolvenzgeschehen wieder.
40,4 Prozent der Unternehmensinsolvenzen in den ersten sechs Monaten 2019 betrafen Gewerbetreibende und Einzelunternehmen. Auf 39,2 Prozent beläuft sich der Anteil von Unternehmen mit der Rechtsform GmbH, die tendenziell größer und wirtschaftsaktiver sind. Knapp ein Achtel aller Unternehmensinsolvenzen (11,9 Prozent) entfiel auf die Unternehmensgesellschaft (UG haftungsbeschränkt). Damit weist die UG, tendenziell junge und kleinere Unternehmen, weiterhin eine hohe Insolvenzbetroffenheit auf.
Überlebensrate im Handelsregister untersucht
Handelsregisterunternehmen in Deutschland sind bei Löschung im Durchschnitt rund 16 Jahre alt. Mehr als die Hälfte der im Jahr 2018 aus dem Handelsregister gelöschten Firmen war jedoch noch nicht einmal 10 Jahre alt. 80 Prozent der Sterbefälle waren jünger als 23 Jahre. Langlebig sind beispielsweise Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe sowie dem Wirtschaftszweig Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden mit einem Durchschnittsalter von rund 25 Jahren bei Löschung. Deutlich kürzer leben Unternehmen aus dem Gastgewerbe und dem Wirtschaftszweig Energieerzeugung. Diese Firmen werden im Durchschnitt nach rund 10 bis 12 Jahren aus den Registern gelöscht.