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Bauboom treibt Stimmung auf Rekordhoch

Die Stimmungslage im deutschen Handwerk ist hervorragend. Ausgangs des Winterhalbjahres 2017/18 bezeichneten gut drei Viertel der befragten Betriebe (77,3 Prozent) ihre aktuelle Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“. Seit Beginn der Creditreform Konjunkturumfragen im Handwerk vor fast 30 Jahren wurde noch nie ein höherer Wert gemessen. Im Vorjahr hatte mit 68,4 Prozent ebenfalls eine deutliche Mehrheit der Handwerksbetriebe von einer positiven Geschäftsentwicklung berichtet. Bestnoten gab es im handwerklichen Baugewerbe, wo 84,2 Prozent (Ausbaugewerbe) bzw. 82,7 Prozent (Bauhauptgewerbe) der Befragten die Geschäftslage positiv beurteilten.

Viele Handwerksbetriebe meldeten entsprechend steigende Umsätze. So erzielten 40,2 Prozent der Befragten im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus. Vor allem im Baugewerbe kletterten die Umsätze, von winterlichen Beeinträchtigungen war wenig zu spüren. Nur wenige Handwerksbetriebe (6,7 Prozent) verzeichneten rückläufige Umsätze. Dabei war das Kfz-Handwerk überdurchschnittlich stark von Umsatzeinbußen betroffen (14,3 Prozent meldeten Rückgänge).

Weiteres Umsatzplus erwartet

Die gute Wirtschaftslage im Handwerk dürfte sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. Die Betriebe zeigen sich sehr zuversichtlich. 40,6 Prozent der Befragten erwarten ein Umsatzwachstum, nur 4,0 Prozent rechnen mit Einbußen. Damit ist das Handwerk insgesamt nochmals optimistischer als in der letztjährigen Umfrage. Damals hatten 36,4 Prozent der Befragten ein Umsatzplus erwartet.

Dabei werden sich die Kunden auf steigende Preise für Handwerkerleistungen einstellen müssen. 60,3 Prozent der befragten Betriebe und damit eine deutliche Mehrheit will Preiserhöhungen vornehmen. Insbesondere im Bausektor dürften die Preise weiter anziehen.

Beschäftigung und Investitionen wachsen

Den gegenwärtigen Auftragsboom kann das arbeitsintensive Handwerk nur mit mehr Personal bewältigen. So berichteten viele Betriebe von steigender Beschäftigung. 30,7 Prozent der Befragten haben das Personal aufgestockt (Vorjahr: 27,8 Prozent). Dazu dürfte auch das Plus bei den Lehrlingszahlen beigetragen haben. Bei gut jedem zehnten Handwerksbetrieb (10,6 Prozent) ist die Mitarbeiterzahl zurückgegangen – auch aufgrund des Renteneintritts von Mitarbeitern.

Das Handwerk plant einen weiteren Beschäftigungsaufbau. Knapp jeder dritte Betrieb (31,3 Prozent) will die Zahl der Mitarbeiter in den nächsten Monaten aufstocken (Vorjahr: 22,5 Prozent). Einstellungsfreudig zeigen sich vor allem Metallhandwerk und Baugewerbe. Freiwilliger Stellenabbau ist im Handwerk derzeit hingegen kaum geplant (3,1 Prozent der Befragten).

Auch Investitionen stehen derzeit hoch im Kurs. Sechs von zehn Befragten (59,1 Prozent) wollen investieren. Ein solch hoher Wert wurde in den letzten 20 Jahren noch nie erreicht. Das Hauptaugenmerk der Investitionstätigkeit im Handwerk liegt weiterhin auf Ersatzinvestitionen. Stärker als im Vorjahr soll aber in Rationalisierungen, z. B. für Kosteneinsparungen, investiert werden. Dabei finanzieren die Handwerksbetriebe ihre Investitionen trotz historisch niedriger Zinsen vielfach und stärker als im Vorjahr mit Eigenkapital.

Jeder siebte Betrieb ohne Forderungsausfälle

Die Zahlungsmoral der Kunden bewerten die befragten Betriebe weitgehend positiv. In den allermeisten Fällen erhalten die Handwerker innerhalb von 30 Tagen das Geld für eine erbrachte Leistung. Etwas länger sind die Zahlungsfristen aber offenbar bei Aufträgen für die öffentliche Hand geworden.

Größere Forderungsausfälle hatten indes noch 10,0 Prozent der Handwerksbetriebe zu beklagen (Vorjahr: 11,0 Prozent). Allerdings verzeichnete das Baugewerbe vermehrt Forderungsverluste, so dass sich offenbar nicht alle Bauherren an die Abmachungen halten. Ohne jegliche Ausfälle blieben 14,7 Prozent der Handwerksbetriebe (Vorjahr: 12,9 Prozent).

Eigenkapitalquoten höher – Insolvenzen niedriger

Weiter verbessert haben sich tendenziell die Eigenkapitalquoten im Handwerk. Mittlerweile melden 22,5 Prozent der Betriebe eine hohe Eigenkapitalquote von über 30 Prozent (Vorjahr: 21,2 Prozent). Jeder dritte Handwerksbetrieb in Deutschland (32,5 Prozent) erreicht weniger als 10 Prozent Eigenkapitalquote. Eine Eigenkapitalschwäche hat offenbar der Sektor „personenbezogene Dienstleistungen“.

Weiter rückläufig entwickelten sich die Insolvenzen im Handwerk (minus 7,0 Prozent). Insgesamt gab es im Handwerk im vergangenen Jahr 4.250 Insolvenzfälle (2016: 4.570). Der Rückgang war etwas stärker als in der Gesamtwirtschaft, weil es insbesondere im Baugewerbe deutlich weniger Insolvenzen gab. Ein leichtes Plus bei den Insolvenzen verzeichneten aber das Metall- und das Kfz-Handwerk.